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„Retorten-Kinder“ haben öfter Bluthochdruck

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© beawolf - Fotolia.com
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Künstlich gezeugte Kinder leiden vermehrt unter Bluthochdruck, was ein Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall im späteren Leben darstellt.

Bereits seit mehr als 40 Jahren werden Babys künstlich im Reagenzglas gezeugt, um ungewollt kinderlosen Paaren bei der Erfüllung ihres Kinderwunsches zu unterstützen. Für viele ist das ein Segen, allerdings stellte man jetzt nach Jahren rückblickend fest, dass die künstliche Zeugung möglicherweise für die Kinder nicht immer ohne Folgen bleibt.

In-vitro-Fertilisation und ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Bereits jedes sechste Elternpaar kommt heute auf nicht natürlichem Weg zum Nachwuchs. Über mögliche negative Folgen für das Baby wurde bisher nicht aufgeklärt, da man annahm, dass es keine Risiken oder Spätfolgen gäbe.
Der Kardiologe Urs Scherrer aus Bern wies allerdings in seinen Studien mehrfach auf mögliche Auswirkungen auf die Gesundheit der künstlichen gezeugten Babys hin. Insbesondere ergaben seine Untersuchungen, dass künstlich gezeugte Babys ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf- Krankheiten haben.

Die Ergebnisse der Untersuchungen im Detail

Bereits 2012 wurde ein Vergleich zwischen 57 normal gezeugten und 65 künstlich gezeugten Kindern im Alter von 11 und 12 Jahren durchgeführt. Dieser Vergleich ergab, dass in der Gruppe der künstlich gezeugten Kinder etwa 25 Prozent von einer Veränderung des Gefäßdurchmessers der Oberarmarterie betroffen waren. Der Gefäßdurchmesser war hier deutlich verändert, was auf eine gestörte Funktion der inneren Wandschicht von Blutgefäßen zurückzuführen ist und Auswirkungen auf den Blutdruck der Kinder hat. Der Blutdruck war bei den künstlich gezeugten Kindern in der Studie entsprechend auch deutlich höher als bei den natürlich gezeugten Kindern. Der Grund für diese Ergebnisse lässt sich laut Scherrer nicht auf genetische Faktoren seitens der Eltern zurückführen. Der alleinige Grund liegt seiner Meinung nach im IVF-Verfahren, das zur künstlichen Befruchtung durchgeführt wird.
Scherrer führte fünf Jahre später eine weitere Studie durch, an der 43 natürlich gezeugte und 53 künstlich gezeugte Jugendliche teilnahmen. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte eine Beeinträchtigung der Gefäßfunktion bei 25 Prozent der „Retorten-Kinder“ festgestellt werden. Hinzu kam, dass die Gefäßwand der Halsschlagader etwas dicker war, was auch ein erhöhtes Risiko für „Gefäßwandverkalkung“ (Atherosklerose) ist.
Bei einer Blutdruck-Messung über 24 Stunden wurde festgestellt, dass etwa 6 Prozent der Jugendlichen einen erhöhten Blutdruck hatten. Da ein hoher Blutdruck in diesem Alter sehr selten ist, wird hier die Zeugung der Kinder durch IVF als Ursache angenommen.
Spätere Folgen von Bluthochdruck sind u.a. ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfällen.

Wie wird eine IVF durchgeführt?

Zunächst werden der Frau in einem ambulanten Eingriff Eizellen entnommen. Im Labor werden die Eizellen der Frau dann mit dem vom Mann gespendeten Sperma vermengt. Voraussetzung dafür ist, dass es gut bewegliche Spermien in ausreichender Anzahl gibt. Ist das nicht der Fall, werden einzelne Spermien direkt in die Eizelle injiziert (intrazytoplasmatische Spermieninjektion, ICSI). Dieses Verfahren kostet noch mal deutlich mehr als die IVF (2.000 bis 3.000 Euro) – nämlich zwischen 4000 und 7000 Euro.

Bestätigung der Ergebnisse stehen noch aus

Obwohl es auch schon in anderen Studien Anzeichen für die veränderte Gefäßwanddicke sowie der leichten Erhöhung des Blutdrucks bei künstlich erzeugten Kindern gab, muss die Richtigkeit der Ergebnisse durch weitere Studien erst bestätigt werden, um Eltern vor einer künstlichen Befruchtung über dieses Risiko besser aufklären zu können.

Erstaunlich ist, dass diese nicht unerheblichen Ergebnisse kaum öffentlich gemacht werden. Als Grund dafür werden ökonomische Gesichtspunkte vermutet. Denn immer mehr Eltern lassen bei einem Kinderwunsch eine IVF durchführen. Bereits 250.000 Kinder in Deutschland sind künstlich gezeugt worden, Tendenz steigend. Viele Paare, die sich früher für eine Adoption entschieden, ließen sich heute künstlich befruchten – was für Kinderwunschzentren und -kliniken einen hohen Einnahmenzuwachs bedeutet.
Eine IVF kostet zwischen 2.000 bis 3.000 Euro, wobei nur sehr selten gleich die erste Behandlung erfolgreich ist. Bis zu drei Behandlungen werden durch die Krankenkassen bezuschusst, allerdings brauchen viele Paare auch mehr Versuche, bis es endlich klappt.

Quelle: M. van den Heuvel, DocCheck News

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