Aktuell HodenFruchtbarkeit Schädigt Klimawandel die Spermien?

Schädigt Klimawandel die Spermien?

von menscore
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Die Deutsche Gesellschaft für Urologie e.V. (DGU) warnt vor einer langfristigen Zunahme von männlicher Unfruchtbarkeit und urologischen Erkrankungen infolge des Klimawandels.

Der mögliche Zusammenhang zwischen steigenden Durchschnittstemperaturen und einer Zunahme der Infertilität unter Männern beschäftigt die Urologen. Professor Joachim Steffens, Chefarzt der Klinik für Urologie und Kinderurologie am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler: „Eine erhöhte Umgebungstemperatur der den Samen produzierenden Hoden vermindert die Spermienqualität und kann dadurch die männliche Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen. Die Evolution hat die Hoden des Mannes außerhalb der Körperhöhle platziert, da die dort zwei bis drei Grad niedrigere Temperatur gegenüber der Körperkerntemperatur von 37 Grad so zu einer guten Samenqualität führt.“ Bekanntermaßen erhöhe etwa eine Varikozele die Temperatur im Hodensack und begünstige damit nachweislich die Zeugungsunfähigkeit. Dieses temperaturbedingte Krankheitsgeschehen bei der Varikozele lasse sich möglicherweise auch auf eine temperaturbedingte Steigerung der Infertilität als Folge des Klimawandels übertragen.

Auch die Nieren sind gefährdet

Im Fokus der Urologen stehen auch hitzebedingte Nierenerkrankungen. „Die gesundheitlichen Folgen häufigerer Extremhitze und höherer Durchschnittstemperaturen beschränken sich nicht allein auf die Zunahme von Schlaganfällen, Herzinfarkten oder Infektionserkrankungen. Sie erhöhen ebenso die Risiken für urologische Erkrankungen, angefangen bei Harnsteinen bis hin zu schweren Nierenschädigungen“, sagt Professor Jens Rassweiler, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie e. V. (DGU).
„Die Nieren spielen eine zentrale Rolle beim Schutz des Menschen vor hitzebedingten Folgen, sind zugleich aber auch selbst Zielorgan hitzeassoziierter Schäden. Das Spektrum reicht dabei von der akuten Nierenschädigung, über eine erhöhte Inzidenz von Nierensteinen und Harnwegsinfekten bis hin zur chronischen Nierenschädigung“, so Prof. Dr. Ralph Kettritz, Facharzt für Innere Medizin und Nephrologie an der Charité – Universitätsmedizin Berlin.
Erste Daten der nationalen US-Wissenschaftsakademie weisen bereits auf eine Ausweitung des hitzebedingten Nierenstein-Risikogürtels in nördlichere Breiten der USA hin.
Für die Nieren ist es eine besondere Herausforderung, unter extremen Hitzebedingungen Blutsalze und Wasser im Körper zu konservieren und im Gleichgewicht zu halten. Gelingt dies nicht, verliert der Körper wichtige Stoffe und der Blutfluss durch die Nieren nimmt ab. Dazu kommt eine maximale Ausschüttung des entsprechenden Hormons (antidiuretisches Hormon, ADH), um Wasser zu zurückzuhalten. Diese Mechanismen sind letztlich an der Entstehung einer akuten Nierenschädigung beteiligt.

Quelle: Pressemitteilung der DGU e.V. vom 14.08.2020

 

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