Tripper auf dem Vormarsch von menscore 9. September 2017 geschrieben von menscore Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion © royaltystockphoto - Fotolia.com Denkt man an sexuell übertragbare Krankheiten, kommt vielen Menschen vor allem die Infizierung mit dem HI-Virus in den Sinn. Doch die eigentlich schönste Nebensache der Welt kann noch so manche gesundheitlichen Risiken mehr mit sich bringen. Sexuell übertragbare Gonorrhoe Dazu gehört auch Gonorrhoe, eine ansteckende bakterielle Infektionskrankheit, die auch unter dem Namen Tripper bekannt ist. Die Anzahl der Neuerkrankungen erlebte in den 50er Jahren einen deutlichen Rückgang. Nun gewinnt die Gonorrhoe als Krankheitsbild jedoch in den letzten Jahren wieder verstärkt an Bedeutung, was der Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregerstämmen geschuldet ist. Wie die Daten aus 77 Ländern zeigen, macht es eben diese Antibiotikaresistenz wesentlich schwerer und zum Teil gar unmöglich, die Geschlechtskrankheit zu behandeln. So sagte Dr. Teodora Wi, Medical Officer der Human Reproduction bei der World Health Organisation (WHO), dass die Gonorrhoe-Bakterien intelligent wären, denn bei jeder neuen Antibiotikaklasse, die dagegen zum Einsatz kommt, werden sie widerstandsfähiger. Die WHO berichtet über eine weitgehende Resistenz gegenüber älteren und billigeren Antibiotika. In einigen Ländern, vor allem reicheren Industrienationen, wo die Überwachung und Erfassung der Fälle am besten ist, finden sich Fälle der Infektion, die sich mit keinem der bekannten Antibiotika behandeln ließen. Daher geht man bei der WHO auch davon aus, dass es sich hierbei nur um die Spitze des Eisberges handelt. Denn die Diagnose und Meldung unheilbarer Infektionen ist in Ländern mit niedrigem Einkommen weitaus schwieriger bzw. nicht möglich. Jährlich 78 Millionen Neuinfizierungen weltweit Das Problem der Resistenz gegenüber Antibiotika besteht nicht nur bei Gonorrhoe, sondern auch bei den Geschlechtskrankheiten Syphillis und Chlamydiose. Die stärkste Resistenz zeigt sich jedoch bei den Erregern der Gonorrhoe. Weltweit kommt es hier jährlich zu 78 Millionen Neuinfizierungen. Mögliche Gründe für Ausbreitung und Antibiotikaresistenz Vor allem die fehlerhafte und zu häufige Anwendung von Medikamenten wird durch die WHO dafür verantwortlich gemacht, dass es zu solch einer starken Resistenz gegenüber Antibiotika kommen konnte. Zudem gelten die zunehmende Urbanisierung, die nachlassende Verwendung entsprechender Verhütungsmittel sowie Reisen als Gründe für die Ausbreitung der Krankheit. Für Gonorrhoe besteht in Deutschland seit 2001 keine Meldepflicht mehr, mit Ausnahme von Sachsen. Entwicklung neuer Medikamente Bisher gibt es nur drei neue mögliche Medikamente, die sich in verschiedenen Stadien der klinischen Entwicklung befinden. Für Solithromycin wurde vor kurzem eine Phase-III-Studie abgeschlossen. Zoliflodacin konnte eine Phase-II-Studie abschließen. Und schließlich Gepotidacin, das ebenfalls die Phase-II-Studie durchlaufen hat. Die Entwicklung neuer Antibiotika erweist sich für kommerzielle Pharmaunternehmen generell als nicht sehr attraktiv. Die Behandlungen sind jeweils nur für eine kurze Zeit vorgesehen, anders als etwa bei Medikamenten für chronische Erkrankungen. Zudem bedeutet die wachsende Resistenz, dass sie weniger wirksam sind, wodurch die Zufuhr neuer Medikamente ständig ergänzt werden muss. Gonorrhoe vorbeugen Der Gonorrhoe kann durch geschützten Geschlechtsverkehr vorgebeugt werden. Hierzu gehört vor allem der stetige und korrekte Gebrauch von Kondomen. Weitere wichtige Faktoren sind Information, Bildung und Kommunikation, um sichere Sexualpraktiken zu fördern und es den Menschen zu erleichtern, die Symptome von Gonorrhoe und anderen Sexualkrankheiten richtig zu erkennen und zu deuten. Dadurch wiederum erhöht sich die Chance, dass sie rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Auch heute mangelt es noch an öffentlichem Bewusstsein für sexuell übertragbare Krankheiten. Hinzu kommt mangelnde Ausbildung von Gesundheitspersonal, dafür gibt es aber eine mit sexuell übertragbaren Infektionen einhergehende Stigmatisierung, wodurch effektive Interventionen erschwert werden. Verwendung von Antibiotika und Impfstoff Viele Menschen, die mit Gonorrhoe infiziert sind, weisen keine Symptome auf. Dadurch bleibt die Erkrankung unerkannt und unbehandelt. Auf der anderen Seite gibt es auch Patienten mit Symptomen, bei denen Ärzte vorschnell von einer Gonorrhoe-Erkrankung ausgehen und Antibiotika verschreiben. Selbst dann, wenn der Grund für die Symptome eine andere Art von Infektion ist. Die insgesamt dadurch geförderte unangemessene Verwendung von Antibiotika erhöht die Entwicklung der Antibiotikaresistenz bei Gonorrhoe und anderen bakteriellen Erkrankungen. Die WHO hält es daher für notwendig, neue Antibiotika einzuführen sowie schnelle und genaue Diagnosetests. Hier würden sich vor allem die als sinnvoll erweisen, die vorhersagen können, welche Antibiotika bei der jeweiligen Infektion am besten helfen. Zudem müsste langfristig gesehen auch ein Impfstoff entwickelt werden, um Gonorrhoe in der Ausbreitung Einhalt zu gebieten. 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