Aktuell VerhütenVerhütungsmethoden Bald hormonelle Verhütung für Männer?

Bald hormonelle Verhütung für Männer?

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© pix4U - Fotolia.com
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Ein neues, automatisiertes Screening-System könnte die Suche nach hormonellen Verhütungsmitteln für den Mann ein gutes Stück voranbringen. Erste Ergebnisse sind vielversprechend.

Die Suche nach einem zuverlässigen und gut verträglichen hormonellen Verhütungsmittel für den Mann hat sich in der Vergangenheit eher als schwierig herausgestellt. Es existierte keine vernünftige Methode, mit derer man die Auswirkungen einer Vielzahl von Substanzen auf die Beweglichkeit der einzelnen Samenzellen hätte untersuchen können.
Einem Forscherteam der Universität von Dundee (Großbritannien) ist in diesem Bereich ein Durchbruch gelungen. Die Wissenschaftler haben ein automatisiertes Hochdurchsatz-Verfahren für Sperma entwickelt, eine Vorgehensweise, die es innerhalb kürzester Zeit erlaubt, eine Vielzahl von Wirkstoffen zu analysieren, um aus der unendlich scheinenden Anzahl an Lösungsmöglichkeiten die richtige zu finden. Im konkreten Fall suchten die Forscher nach Wirkstoffen, die die Beweglichkeit der Spermien verringert und damit als Verhütungsmittel in Frage kommt.

2 Substanzen in der engeren Auswahl

Mit dem neuentwickelten Verfahren durchsuchten die Forscher die weltweit größte Substanzbibliothek „ReFrame“ mit den darin erfassten bereits erforschten 12.000 Wirkstoffen. Das Ergebnis: Es wirkten sich 63 Substanzen auf die Beweglichkeit der Spermien aus. Nach weiteren Untersuchungen konnte die Anzahl der in Frage kommenden Wirkstoffe auf zwei Substanzen eingegrenzt werden, nämlich den Aldehyd-Dehydrogenase-Inhibitor Disulfiram und einem Blutverdünner (Thrombozytenaggregationshemmer).
Disulfiram gehört zu den Entwöhnungsmitteln und wird bei der Behandlung von alkoholkranken Menschen eingesetzt. Der Wirkstoff kommt als Verhütungsmittel jedoch nicht in Betracht, weil die Nebenwirkungen zu stark sind, als dass man sie für ein Verhütungsmittel in Kauf nehmen wollte: Der Wirkstoff führt zu einer starken Unverträglichkeit in Bezug auf alkoholische Getränke und die fruchtbarkeitsverringernde Wirkung ist nicht wieder voll umkehrbar.
Erfolgversprechender sind dagegen die Thrombozytenaggregationshemmer bzw. Blutverdünner, die eingesetzt werden, um der Entstehung von Blutgerinnseln entgegenzuwirken und damit Schlaganfällen, Herzinfarkten, etc. vorzubeugen. Und: Vor allem die Blutverdünner sollen die Beweglichkeit der Spermien laut den Untersuchungen um 70 bis 100 Prozent reduzieren.

Warum sollen Männer verhüten?

Einer Studie zu Folge geben Männer die Verhütung trotz auftretender Nebenwirkungen seltener auf als Frauen. Das ergab eine Untersuchung, bei der man weibliche und männliche Teilnehmer die fünf am häufigsten eingenommenen hormonellen Verhütungsmittel einnehmen ließ. Es wurde Augenmerk darauf gelegt, über welche Nebenwirkungen die Teilnehmer der Studie klagten und ob sie die Mittel daraufhin dann absetzten
Frauen litten häufiger unter Gewichtszunahme und Kopfschmerzen. Männer hingegen litten unter Stimmungsschwankungen und Akne. In Bezug auf die männlichen Teilnehmer wurden weniger schwerwiegende Nebenwirkungen als in der weiblichen Vergleichsgruppe festgestellt. Und insgesamt zeichnete zeigte sich, dass die Männer die Einnahme der hormonellen Verhütungsmittel dennoch seltener als die Frauen abgebrochen hatten.

Was hat das eine mit dem anderen zu tun?

Auf den ersten Blick scheinen die Erkenntnisse des neuen Screening-Systems und die Studie in Bezug auf das Verhalten im Kontext von auftretenden Nebenwirkungen nichts miteinander zu tun zu haben. Doch dem ist nicht so. Diese beiden Themen hängen sehr wohl zusammen. Ein verlässliches und gut verträgliches hormonelles Verhütungsmittel für den Mann würde von diesen auch durchgängiger eingenommen werden.

Quellen:
Informationen zum neuen Screening-System „ReFrame“
Informationen zur Studie mit den Nebenwirkungen 

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