Aktuell HodenHodenkrebs Hodenkrebs – so lässt er sich austricksen

Hodenkrebs – so lässt er sich austricksen

von menscore
© thenikonpro - Fotolia.com
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Kaum ein Krebs kann einen Mann so schnell umbringen wie Hodenkrebs. Doch auch kaum einer ist so leicht auszutricksen, bevor er zum Killer werden kann: einfach unter der Dusche die Hoden abtasten und zum Urologen gehen, falls sich Auffälligkeiten zeigen.

Der Hodenkrebs ist mit etwa 4.000 Neuerkrankungen jährlich in Deutschland zwar ein eher seltener Tumor, doch er trifft vor allem junge Männer. Fast alle Patienten sind zwischen 20 und 50 Jahre alt. Unbehandelt lässt Hodenkrebs den Betroffenen kaum zwei Jahre Lebenszeit.

Mini-Einsatz, Maxi-Gewinn – Hodenkrebs früh erkennen

Wird der Hodentumor früh entdeckt, liegen die Heilungschancen bei über 98 Prozent. Bei keiner anderen Erkrankung ist der notwendige Einsatz so gering und der Gewinn so hoch. Alles was man tun muss ist, die Hoden gelegentlich vom Urologen untersuchen zu lassen, vor allem aber, sie mindestens einmal im Monat selbst abzutasten. Denn Hodentumore wachsen sehr schnell; die Krebszellen verdoppeln sich Schätzungen zufolge alle zwei bis vier Wochen. Mit diesem kleinen Einsatz kann man den Jackpot knacken: und der Gewinn lautet: die volle Lebenserwartung. Und je früher der Krebs entdeckt wird, desto größer ist die Chance auf den Bonus, ohne Chemotherapie oder Bestrahlung auskommen zu können. Es lohnt sich also, beim geringsten Verdacht zum Urologen zu gehen.

Hodenkrebs ist fast immer bösartig

Hauptsymptom ist eine harte, schmerzlose Schwellung meist nur eines Hodens. Der eher derbe Knoten wird meist vom Betroffenen selbst oder seiner Partnerin entdeckt. Der Arzt tastet die Hoden ab und untersucht sie mit  Ultraschall. Außerdem lässt er den Gehalt von Tumormarkern im Blut bestimmen, das sind Proteine, die eine Aussage über das Vorliegen einer Krebserkrankung erlauben. Beim Hodenkrebs sind das vor allem AFP, beta-HCG, LDH und PLAP. Die Diagnose steht fest, wenn die mikroskopische Untersuchung einer Gewebeprobe des Hodens den Verdacht bestätigt und auch Aufschluss über die Art des Tumors gibt.

Rund 95 Prozent der Hodentumoren sind bösartig. Von diesen sind fast alle zunächst aus Keimzellen entstanden, können sich dann aber unterschiedlich entwickeln. Zunächst sind alle aus Keimzellen entstandenen Tumore sogenannte Seminome, doch in 50 Prozent der Fälle differenzieren sie sich weiter zu Nicht-Seminomen, die schneller wachsen, leichter Metastasen streuen und sich nicht mit Strahlen bekämpfen lassen. Diese aggressivere Variante tritt vor allem bei 20- bis 30-Jährigen auf, während bei den Seminomen das Durchschnittsalter bei 35 Jahre liegt.

Risikofaktoren für Hodenkrebs: auch die Pille?

Dass sich die Häufigkeit von Hodenkrebs in den letzten 50 Jahren verdoppelt hat, ist nach Meinung von Experten nicht nur auf bessere und frühere Diagnosen zurückzuführen, sondern auch auf eine echte Erhöhung der Fallzahlen. Möglicherweise erhöht der Einfluss von Östrogen das Risiko, Hodenkrebs zu bekommen. Derzeit wird die Vermutung untersucht, dass Söhne von Frauen, die die Pille genommen haben, häufiger betroffen sind.

Ein seltenerer, aber starker Risikofaktor ist der Hodenhochstand. Bei den Betroffenen ist nicht nur die Fruchtbarkeit eingeschränkt, sie haben auch ein bis zu 20fach erhöhtes Hodenkrebsrisiko. Normalerweise wandern die Hoden noch vor der Geburt vom Bauchraum ins Scrotum – und wenn nicht, müssen sie spätestens bis zum zweiten Lebensjahr mit Medikamenten zum Wandern angeregt oder operativ verlegt werden. Das ist seit den 70er Jahren Standard, aber dennoch entgehen den Kinderärzten während der Untersuchungen immer wieder Jungen mit Hodenhochstand, und so gibt es entsprechend einige junge Männer, bei denen ein Hoden oder sogar beide trotzdem nicht dort sind, wo sie sein sollten.

Auch eine Entzündung, Verletzung oder Unterentwicklung des Hodens erhöht die Gefahr. Und auch genetische Einflüsse müssen eine Rolle spielen, wie sich etwa durch die Tatsache zeigt, dass bei Krebsbefall eines Hodens der zweite stärker gefährdet ist, selbst einen Tumor zu entwickeln. Zudem tritt Hodenkrebs in manchen Familien gehäuft auf. Wenn ein Bruder daran erkrankt, ist das eigene Risiko zehn Mal höher als beim Durchschnitt. Und: Westeuropäer haben generell ein höheres Risiko als Afroamerikaner und Asiaten.

Ohne Operation keine Heilung des Hodenkarzinoms

Die wichtigste Therapiemaßnahme besteht darin, den Tumor möglichst vollständig heraus zu operieren. Deshalb wird oft der ganze betroffene Hoden mitsamt Nebenhoden und Samenstrang durch einen Schnitt in der Leiste entfernt. Aus dem anderen Hoden wird eine Gewebeprobe entnommen, um zu kontrollieren, ob er ebenfalls erkrankt ist. Auf Wunsch des Patienten kann noch während der Operation eine Prothese aus Silikon in den Hodensack eingesetzt werden.

Hat man den Krebs im Frühstadium erwischt, wird heute normalerweise auf die vorsorgliche Strahlen- oder Chemotherapie verzichtet, denn bei 80 Prozent der Operierten kehrt der Krebs auch ohne diese belastenden Behandlungen nicht mehr zurück. Die anderen 20 Prozent können auch dann erfolgreich behandelt werden, wenn man abwartet, bis tatsächlich Metastasen auftauchen. Die Heilungschancen bei dieser „Wait-and-see-Strategie“ nicht schlechter. Voraussetzung ist allerdings, dass die Patienten die Kontrolltermine einhalten. In den ersten Jahren, müssen sie sich alle drei Monate untersuchen lassen.

Wird der Hodenkrebs besonders früh entdeckt, kann nach neuen Studien und mit neuen Operationstechniken auch der betroffene Hoden erhalten werden

Für die Produktion von Testosteron und eine normale Fruchtbarkeit reicht normalerweise ein Hoden, auch wenn bei rund der Hälfte der Tumorpatienten die Samenbildung im gesunden Hoden aus bisher ungeklärten Gründen eingeschränkt ist. Sollte sich jedoch irgendwann auch im verbleibenden Hoden Krebs entwickeln – das ist bei rund fünf Prozent der Patienten mit einem Seminom der Fall – muss sich der Patient von seiner Zeugungsfähigkeit verabschieden. Der Hoden wird bestrahlt, was die Keimzellen zerstört, aber immerhin die Testosteron produzierenden Zellen erhält. So muss der Patient keine künstlichen Hormone einnehmen, die Männlichkeit und die Potenz bleiben intakt.

Vor der Behandlung können die Patienten allerdings ihre Spermien einfrieren lassen und sich so auch noch später ihren Kinderwunsch erfüllen.

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