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Risikofaktor alte Spermien

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
© Dalia Drulia - Fotolia.com
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Immer mehr ältere Paare haben Kinderwunsch. Doch eine späte Vaterschaft birgt Risiken, und zwar nicht nur für Kind, sondern auch für Mutter.

Lange Zeit ging man davon aus, Spermien würden nicht altern. Dem ist aber leider nicht so. Nach dem aktuellen Stand der Wissenschaft erleidet die DNA der Spermien über die Jahre Schäden, die das Risiko der Frau für Komplikationen der Schwangerschaft und des Nachwuchses für Fehlbildungen und Entwicklungsstörungen erhöhen.
Mütter und Väter werden immer älter und damit steigt auch das Risiko für Mutter und Kind. Als Risikofaktor wurde bisher allerdings hauptsächlich das Alter der Frau angesehen, das Alter des Vaters dagegen nicht berücksichtigt. Da bei Frauen insgesamt rund 800 000 unreife Eizellen bereits zum Zeitpunkt der Geburt angelegt sind und ab diesem Datum altern, Männer aber im Laufe ihres Lebens Millionen von Spermien täglich immer wieder neu produzieren, hat man daraus geschlossen, männliche Keimzellen würden nicht altern. Das ist aber falsch. Denn bei älteren Männern kann die Spermien-DNA genetisch und epigenetisch bedingt geschädigt werden, was wiederum zu Beeinträchtigungen der Embryonal- und Plazentaentwicklung führen kann.
Eine aktuell im British Medical Journal veröffentlichte Studie untersuchte die Auswirkungen des Alters der Eltern für die Gesundheit von Mutter und Kind. Die Wissenschaftler werteten die Daten von mehr als 40 Millionen Lebendgeburten in den USA zwischen 2007 und 2016 aus. Sie erfassten neben verschiedenen Angaben zur Person auch das Alter der Väter. Auch Ereignisse wie Frühgeburtlichkeit, ein geringes Geburtsgewicht (unter 2500 Gramm), Atemhilfe nach Geburt, Aufnahme auf eine neonatologische Intensivstation, Antibiotikagabe sowie das Auftreten von Krampfanfällen wurden registriert. Bei der Gesundheit der Mütter wurde vor allem nach Schwangerschaftsdiabetes und -vergiftung (Präeklampsie sowie Eklampsie) geschaut. Das Ergebnis der Untersuchung: die Schwangerschaften mit den ältesten Vätern nahmen den ungünstigsten Verlauf. Ein Alter des Vaters ab 45 Jahren ging im Vergleich zum Referenzalter zwischen 25 und 34 Jahren mit einem signifikant höheren Risiko für eine Frühgeburt sowie für ein niedriges Geburtsgewicht einher. Die Kinder der ältesten Väter benötigten auch deutlich häufiger eine Atemunterstützung nach der Geburt und mussten öfter auf eine Intensivstation für „Frühchen“ aufgenommen werden.
Das Risiko für die Frau, einen Schwangerschaftsdiabetes zu entwickeln, nahm bei einem Vater im Alter zwischen 45 und 54 Jahren um 28 Prozent und bei einem Alter des Mannes ab 55 Jahre um 34 Prozent zu. Das Risiko für die schwerwiegenden Schwangerschaftskomplikationen Präeklampsie und Eklampsie bei der Mutter war mit alten Vätern allerdings nicht erhöht. Diese Studie beweist, dass ein höheres Alter des Vaters Komplikationen beim Kind und der Mutter begünstigt. Aus früheren Untersuchungen weiß man, dass Erkrankungen wie Autismus und Schizophrenie ebenfalls mit dem Alter des Vaters zusammenhängen.
Um die gravierenden gesundheitlichen Folgen für Mutter und Kind zu mindern, raten Experten ihren medizinischen Kollegen, Paare mit Kinderwunsch darauf hinzuweisen, dass mit steigendem väterlichem Alter die Spermaqualität ab- und die Gefahr weiterer altersbedingter Risikofaktoren zunimmt. Männern unter 40 Jahren empfehlen sie darüber nachzudenken, ob das Einfrieren ihrer Spermien (Kryokonservierung) eine Option für sie sein könnte.
Mit Material der Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie vom 18.03.2019

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