Aktuell Nice to KnowKurioses Peinliche Sex-Geschichten – Blaue Bälle

Peinliche Sex-Geschichten – Blaue Bälle

von menscore
Fachliche Beratung: Dr. med. Axel-Jürg Potempa
© AnLi - Fotolia.com
© AnLi - Fotolia.com

Sich zurückhalten, bis die Partnerin einen Orgasmus hat. Gute Sache. Was aber, wenn ihr Orgasmus ausbleibt? Und das öfter? Dann gibt es geschwollene schmerzende Hoden, besonders, wenn zusätzlich Geräte wie der „Hodenprager“ eingesetzt werden. 

Es ist noch gar nicht so lange her, da war der Orgasmus, der weibliche zumal, etwas ausgesprochen Unanständiges – beim Mann wurde er gerade noch akzeptiert, weil er ja mit der Ejakulation einhergeht und deshalb unabdingbar ist für die Zeugung von Kindern (…). Das hat sich glücklicherweise geändert, allerdings mit der Folge, dass die Männer gelegentlich gehörig unter Stress geraten – nun dürfen sie nicht mehr drauflosrammeln, wie es ihnen gefällt, nun haben sie gefälligst auf ihre Partnerin zu achten; erst wenn die ausreichend befriedigt ist, darf sich auch der Mann in seiner Lust verlieren (…).

Man kann’s aber auch übertreiben. Der 41-jährige Mann in meiner Sprechstunde klagte über Schmerzen in den Hoden, so stark, dass er mittlerweile Probleme habe, eine Erektion zu bekommen. Die Untersuchung ergab nichts Krankhaftes, nur Blutgefäße am Hodensack traten stark hervor, aber das gibt es schon mal. So blieb zunächst nur der Rat: beobachten und in zwei Wochen wiederkommen.

Bei diesem nächsten Termin beklagte er sich jedoch noch mehr: Die Schmerzen seien schlimmer geworden, und komisch aussehen würde das nun auch. Ich bat ihn, die Hose abzulegen, und als ich das darunter verborgene Schlamassel sah, konnte ich nicht anders, als zu fragen: »Sagen Sie mal, was machen Sie da eigentlich?« Der Hodensack war blau, fast schon violett angelaufen und bestimmt um ein Viertel vergrößert. Der Grund dafür war dann aber fast ein honoriger – auch wenn sich der Mann in die Gefahr einer ernsten Gesundheitsschädigung brachte.

Seine Frau hatte Schwierigkeiten, zum Orgasmus zu kommen, berichtete er. Weil er sie aber liebe und wolle, dass es ihr gut geht, halte er sich beim Sex zurück, warte auf sie, auch wenn er selbst schon lange so weit sei. Das sei immer gut gegangen, die Frau war ihm dankbar – nur jetzt habe sich dieses Problem eingestellt. Ob das etwa damit zusammenhänge?

Allerdings. Es gibt sogar einen, nun ja, Fachbegriff dafür, einen, den der Volksmund geprägt hat: Was im Englischen deftig »Blue Balls Syndrome« genannt wird, also ungefähr »Blaue-Eier-Krankheit«, heißt im Deutschen sehr viel eleganter Kavaliers- oder Bräutigamsschmerzen. Denn der Kavalier, so die Meinung zu Zeiten, als es noch Kavaliere gab, der Kavalier hält sich galant zurück und lässt der Frau beim Orgasmus den Vortritt. Und der Bräutigam muss bis zur Hochzeitsnacht warten, bis er der Liebe zu seiner Frau endlich auch körperlichen Ausdruck verleihen darf, und handelt sich als Dank dafür auch noch Schmerzen ein.

Ebenfalls volkstümlich ist die Erklärung, die unter dem schlichten Namen »Samenstau« daherkommt: Der Körper des Mannes produziere unablässig Samen und Sperma, die gelegentlich in die Welt hinausmüssten, sonst sei das ungesund und schmerzhaft. Das ist natürlich Quatsch – nicht verbrauchtes Sperma wird vom Körper einfach wieder abgebaut, da ist nichts, was sich stauen könnte, sonst müssten ja Männer, die notgedrungen oder freiwillig auf Sex verzichten, irgendwann einmal untenrum explodieren.

Der wahre Grund für die Kavaliersschmerzen ist ein anderer. Wird der Mann erregt, dann erweitern sich die Blutgefäße in seinem Genitalbereich, mehr Blut strömt hinein und sorgt so unter anderem für die Erektion. Aber auch der Hodensack wird stärker durchblutet. Man könnte sagen: Der Körper konzentriert all seine Stärke dort, wo sie gerade benötigt wird. Der Orgasmus und die meistens damit einhergehende Ejakulation sind dann sozusagen das Signal dafür, dass der Alarm nun vorüber ist: Das Blut verlässt Penis und Skrotum und wendet sich wieder anderen Aufgaben zu, die Erektion lässt nach.

Wenn aber nun diese Entwarnung fehlt, wenn es nicht zum Orgasmus und nicht zur Ejakulation kommt – dann weiß der Körper nicht, dass alles vorbei ist, dass er wieder in den Normalzustand zurückkehren kann. Und so bleibt der Genitalbereich im Alarmzustand, voller Blut, was schließlich zu Schmerzen führt.

Da war der Patient dann doch einigermaßen erstaunt, als ich ihm diese Zusammenhänge erklärt hatte. Weil er aber gerade dabei war, fragte er gleich noch, ob denn das mit dem Humbler auch zum Problem beitragen könne. Nun musste ich mir erst einmal erklären lassen, was das denn sei. Kurz gesagt: nichts, was sich ein normal denkender Mensch freiwillig antun würde.

Der Humbler, so erfuhr ich, ist ein Gerät aus der Sadomaso-Szene und wird auch »Hodenpranger« genannt. Es besteht aus zwei Leisten, die an den Enden mittels Schrauben verbunden sind. In der Mitte ist ein Loch durch beide Leisten gebohrt. Die Schrauben werden geöffnet, der Hodensack durch das Loch geschoben, dann wird das Ganze wieder verschlossen. Nun liegen die Leisten hinten an seinen Oberschenkeln – was zur Folge hat, dass sich der Mann nicht mehr rühren kann, er muss auf allen vieren knien, und wenn er versuchen würde aufzustehen, liefe er Gefahr, dass seine Balls nicht nur blau anlaufen, sondern abgerissen werden.

Dieses Höllengerät also hatte sich der Mann mit seiner Frau zugelegt, weil sie meinten, das könnte ihm wieder zu einer kräftigen Erektion verhelfen – was nicht ganz ausgeschlossen ist, denn das Teil dürfte ähnlich wirken wie ein Cockring, der ja auch das Blut zurückhält. Bei ihm war es allerdings in höchstem Maße kontraproduktiv, denn sein Problem war ja gerade, dass das Blut seinen Penis und seinen Hodensack eben nicht verließ, wenn es sollte.

Medikamente brauchte der Mann keine – ich riet ihm nur, ein paarmal für eine gescheite Ejakulation zu sorgen, damit die aus dem Gleichgewicht geratenen Mechanismen des Körpers sich wieder ausbalancieren konnten. Der zweite Rat kam mir, als ich ihn aussprach, fast ein bisschen frauenfeindlich, machohaft vor, was er aber, nicht nur in der Situation meines Patienten, eigentlich gar nicht war: Er solle doch beim Sex nicht immer nur an die Frau denken, sondern rechtzeitig auch an sich.

Auszug aus:

„Was Sie besser nicht über Sex wissen sollten“

von Dr. med. Axel-Jürg Potempa
1. Auflage 2013, © 2013 by riva Verlag

Verwandte Beiträge

                   

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.
Akzeptieren Weitere Informationen