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Testosteron-Therapie – Nutzen und Risiken

von menscore
Fachliche Beratung: Ärztliche Redaktion
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Sie fühlten sich energiegeladener, hatten mehr Libido und eine bessere Stimmung – berichten viele Männer nach einer Testosteron-Behandlung. Warum sollten also nicht auch Sie sich einen Testosteronboost gönnen?

Doch nicht so schnell. Ein niedriger Testosteronwert an sich braucht nicht behandelt zu werden, wenn er keine Beschwerden macht. Denn so traumhaft sich die Wirkungen einer Testosterontherapie auch anhören, es handelt sich um ein hochpotentes Hormon, das viele Auswirkungen im Körper hat. Wer das Männlichkeitshormon zuführt, ohne vorher „Mangelerscheinungen“ gehabt zu haben, setzt sich den erheblichen Nebenwirkungen und möglicherweise langfristigen Risiken aus.

„Nur Männer, die unter einem niedrigen Testosteronspiegel leiden, bei denen also klar ist, dass die Symptome mit niedrigem Testosteron zusammenhängen, sollten über eine Testosteronbehandlung nachdenken“, sagt der niedergelassene Urologe Dr. Volker Moll aus Augsburg. Um herauszufinden, ob das auf Sie zutrifft, sind das Gespräch mit dem Arzt und diverse Laboruntersuchungen notwendig.

Symptome von zu niedrigem Testosteronspiegel

Die Symptome von zu wenig Testosteron sind nicht immer deutlich, oft werden sie sogar kaum bemerkt. Da der Testosteronlevel bei Männern ab Mitte 20 über die weiteren Jahre ganz natürlich und langsam sinkt, stellen sich auch die Symptome erst ganz schwach ein und werden erst mit steigendem Alter stärker.

Ein geringer Testosteronwert kann (mit-)ursächlich sein für:

  • eine schwache Libido
  • erektile Dysfunktion
  • Müdigkeit und Energiearmut
  • Konzentrationsschwäche
  • depressive Verstimmung
  • Reizbarkeit

Wer diese Symptome hat und Laboruntersuchungen einen niedrigen Spiegel des wichtigsten Androgens ergeben, dem wird der Arzt eine Testosterongabe empfehlen. „Wer diese Symptome bei einem normalen Testosteronspiegel hat, oder einen niedrigen Hormonspiegel ohne diese Beschwerden, für den ist eine Testosterontherapie medizinisch nicht angezeigt“, so der Augsburger Experte Moll. „Wenn deutliche Hormonmangelsymptome vorliegen, der Testosteronspiegel aber normal ist, oder wenn eine Testosterontherapie nicht zum gewünschten Erfolgt führt, kann seit Neuestem eine genetische Untersuchung klären, ob die Empfangsstelle für das Testosteron, der sog. Androgenrezeptor angeborener maßen defekt ist. Dann ist eine Therapie mit höheren Dosen möglich“, so der Experte weiter.

Formen von Testosteron-Ergänzungen

Testosteron gibt es in vielen Formen in der Apotheke, allerdings nur auf Rezept:

  • Hautpflaster: Es wird auf den Arm oder den Oberkörper geklebt.
  • Gel: Dieses enthält kleine Mengen an Testosteron, das direkt durch die Haut absorbiert wird, wenn es dort auftragen wird. Die Gele gibt es in Pumpen, die genau die Menge ausgeben, die Ihnen verordnet wurde.
  • Mundpflaster: Das Präparat wird auf das Zahnfleisch über den oberen Schneidezähnen geklebt. Zweimal täglich aufgetragen, gibt es das Hormon über die Mundschleimhaut direkt an das Blut ab.
  • Spritzen und Implantate: Testosteron kann auch direkt in die Muskeln gespritzt oder auch zur Langzeittherapie implantiert werden.

Warum nicht einfach eine Testosteron-Pille? Die gibt es zwar, aber da das Hormon bei oraler Einnahme von der Leber verstoffwechselt wird, liegen daraus resultierende Leberschäden nahe. Deshalb raten viele Ärzte von einer Testosterongabe in Tablettenform ab. Bei allen oben genannten Methoden findet das Hormon direkt in den Blutkreislauf, ein Umweg über die Leber findet nicht statt.

Nutzen einer Testosteron-Therapie

Mehr Energie, mehr Libido, bessere Erektionen und bessere Stimmung – in welcher Stärke diese Wirkungen bei Männern eintreten, ist individuell verschieden. Ähnlich verhält es sich mit den weiteren erwünschten Wirkungen des Männlichkeitshormons, nämlich mit der Erhöhung der Knochendichte und der Zunahme der Muskelmasse. „Bei einigen schlägt die Therapie voll an, und die Betroffenen sind begeistert, und wieder andere merken kaum einen Unterschied zu vorher“, sagt Dr. Moll. Woran dieses unterschiedliche Ansprechen genau liegt, wird noch erforscht.

Risiken einer Testosteron-Therapie

Die Testosteronbehandlung geht überwiegend mit leichten Nebenwirkungen wie Reizung oder Jucken an der Applikationsstelle, einher. Dauerhafte Testosterongaben dagegen sind dagegen noch zu wenig untersucht. Bekannt sind die unerwünschten Wirkungen wie Akne, der Rückgang der körpereigenen Bildung von Testosteron mit „Schrumpfung“ der Hoden und Haarausfall.

Außerdem gibt es gesundheitliche Zustände, die sich unter Testosterontherapie verschlechtern können:

  • Prostatakrebs: Ein bereits bestehender, wenn auch nur ganz kleiner Tumor der Vorsteherdrüse, beginnt unter dem Hormon zu wachsen. Testosteron hat eine Wirkung wie ein Dünger auf die Krebszellen. Deshalb sollte vor einer Hormonbehandlung auch immer ein Prostatakrebs ausgeschlossen werden.
  • Nächtliche Atemstillstände (Schlafapnoe): Die Partnerinnen der Betroffenen berichten von häufigerem Vorkommen der Atemstillstände im Schlaf.
  • Polyglobulie: Testosteron-Ergänzungen erhöhen die Menge an roten Blutkörperchen, wodurch das Blut „dicker“ wird und seine notwendige Fließeigenschaft und –geschwindigkeit verschlechtert wird. Das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall steigt.
  • Kongestive Herzinsuffizienz: Eine gefäßbedingte Herzschwäche bei Männern kann sich unter Testosteron nochmals verschlechtern.

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