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Peinliche Sex-Geschichten – Lippenrot

von menscore
Fachliche Beratung: Dr. med. Axel-Jürg Potempa
© seprimoris - Fotolia.com
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Die Schamlippen waren prall geschwollen, von einem fast schon dunklen Rot und eindeutig feucht – das war keine Entzündung, die Frau war erregt. Ich fragte sie, ob sie vielleicht gerade an ihren Freund denke. Das war ihr offensichtlich peinlich, wahrscheinlich nur zu vergleichen mit einem Mann, der im Schwimmbad unter der Badehose plötzlich eine Erektion bekommt. Nebenbei gesagt, bin ich in solchen Momenten immer froh, dass bei den Untersuchungen immer eine meiner Assistentinnen dabei ist, die im Ernstfall bezeugen könnte, dass ich nur meinen Job gemacht habe und sonst nichts.

Mit hochrotem Kopf fing sie an zu erzählen: Sie war mit ihrem Freund am Vormittag im Englischen Garten gewesen. Die Sonne schien und trug ebenso zur Ankurbelung der Hormonproduktion bei wie ihre Verliebtheit, jedenfalls: Der Freund wurde unwahrscheinlich scharf auf sie und schlug den Weg nach Hause ein. Dort angekommen, merkte die Frau aber, dass ihr gar nicht so recht nach Sex war. Das wollte der Mann nicht akzeptieren und meinte, er habe da was: ein ganz spezielles Gel.

Ich hatte gleich einen Verdacht, holte eine Tube aus meinem Medizinschrank und fragte die Patientin, ob das Gel ihres Freundes so ausgesehen habe, was sie bestätigte. Es war ein Testosterongel, das eingesetzt wird, wenn es Männern an diesem Hormon mangelt, was zu Libidoabnahme, Potenzstörungen, Antriebslosigkeit, Müdigkeit und Schweißausbrüchen führen kann. Außermedizinisch gibt es Leute, die damit zum Beispiel nach einem langen Flug den Jetlag bekämpfen oder die sich davon eine Verbesserung ihrer sexuellen Performance versprechen – bei Männern, wohlgemerkt: Sie verreiben das Gel auf dem Bauch, von wo das Hormon ins Blut sickert. Auf keinen Fall soll die Arznei direkt auf den Penis aufgetragen werden, aus gutem Grund.

Denn das Gel enthält Alkohol, unter anderem als Konservierungsmittel. Deshalb sollte es auch nur äußerlich angewendet werden, und äußerlich bedeutet auch: nicht auf Schleimhäuten. Der junge Mann aber hatte sein Wundermittel bei seiner Freundin direkt auf die Schamlippen aufgetragen, was nicht nur höllisch brennt, sondern auch die Durchblutung anregt – und deshalb schaute die Vagina der Frau aus, als sei sie hochgradig erregt. Dazu kommt, dass bei Frauen, so sie überhaupt Testosteron benötigen, schon viel geringere Mengen einen Effekt bewirken: Da reicht schon ein Zehntel der Menge, die ein Mann benötigen würde. Weil der feurige Liebhaber es aber offensichtlich gut gemeint hatte und nach dem Prinzip »Viel hilft viel« verfahren war, war die Reaktion bei seiner Freundin entsprechend heftig und würde wohl auch sehr viel länger anhalten. Nebenbei war er auch in finanziellem Sinn verschwenderisch mit dem Gel umgegangen – es ist nämlich ganz schön teuer, und wenn er es, was ich vermute, nicht legal vom Arzt verschrieben bekommen hat, dann hat er wahrscheinlich noch mehr dafür bezahlt als die rund 60 Euro, die eine Monatspackung in der Apotheke kostet.

Nun, da die Geschichte raus war, erklärte die Frau mir auch, warum sie keinen Slip trug: Er hatte an den gereizten Schamlippen gerieben und wehgetan – deshalb hatte sie ihn ausgezogen. Erleichtert war sie über meine Einschätzung, dass das von selber wieder weggehen würde und höchstens nicht zu warmes Duschen die Sache beschleunigen könnte.

Wenn sie das Wundermittel ihres Freundes wieder einmal testen wolle, so riet ich ihr, dann solle sie es doch in einer geringeren Menge auf den Bauch auftragen. Dann dauert’s zwar ein bisschen länger, bis es wirkt, dafür jedoch ohne Schmerzen.

Wir waren fertig. Draußen im Wartezimmer saß immer noch die Freundin, die beiden Männer hatten sich verzogen. Ich dachte bei mir: Vielleicht wäre es weniger enervierend, auf den Arzt zu warten, wenn man wüsste, was drinnen bei der Untersuchung oft für Geschichten erzählt werden.

Auszug aus:

„Was Sie besser nicht über Sex wissen sollten“

von Dr. med. Axel-Jürg Potempa
1. Auflage 2013, © 2013 by riva Verlag

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