Aktuell Hodenkrebs – jeder Tag zählt

Hodenkrebs – jeder Tag zählt

von menscore
Fachliche Beratung: Dr. med. Tobias Pottek
© Rob Stark - Fotolia.com
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Hodenkrebs wählt sich junge Opfer, wächst schnell und kann tödlich sein. Aber er ist heilbar, wenn er möglichst früh entdeckt wird. Alles über diesen Krebs und eine Anleitung, wie Sie ihn frühzeitig entdecken können.

Selbst die härtesten Kerle zucken zusammen, wenn auf der Leinwand jemand einen gut platzierten Tritt zwischen die Beine bekommt. „Dabei sind die Schmerzen bei Prellungen und Verletzungen der Hoden im Vergleich zu den Folgen von Hodenkrebs geradezu ein Kindergeburtstag“, sagt Dr. Tobias Pottek, Chefarzt der Urologie am Asklepios Westklinikum Hamburg-Rissen. Der Hodenkrebs ist zwar ein seltener Tumor – weit über 4.000 Männer erkranken jährlich neu daran. „Davon sind allerdings fast alle zwischen 20 und 50 Jahre alt“, so Pottek. Unentdeckt oder unbehandelt lässt der Hodenkrebs den Betroffenen knapp ein- bis zwei Jahre Restlebenszeit. Wird er dagegen früh entdeckt und konsequent behandelt, liegen die Heilungschancen bei 98 bis 100 Prozent. „Bei keiner anderen Erkrankung ist der geforderte Einsatz so gering und der Gewinn so hoch, und vor allem so sicher“, meint der Experte. Der Einsatz besteht darin, die Hoden so oft wie möglich, aber mindestens einmal im Monat, selbst abzutasten und hin und wieder vom Urologen checken zu lassen. Denn der Hodenkrebs wächst sehr schnell; seine Verdopplungszeit wird auf zwei bis vier Wochen geschätzt. Ihn rechtzeitig zu entdecken ist der Jackpot: die volle Lebenserwartung. Es lohnt sich also unbedingt, beim geringsten Verdacht den Urologen aufzusuchen.

Mehr als verdoppelt

Unter den Hodentumoren sind etwa 95 Prozent bösartig. Und fast alle davon (ca. 90 bis 97 Prozent) entstehen aus den Keimzellen des Hodens, den Vorläufern der Samenzellen. Da im Hoden verschiedene Zelltypen vorkommen, unterteilt man den Hodenkrebs je nach seinem Ursprung in zwei gleich große Hauptgruppen: in Seminome, die bei 30 bis 40-Jährigen öfter vorkommen und Nicht-Seminome, die bevorzugt zehn Jahre früher auftreten. Nicht-Seminome sind bösartiger als Seminome. Sie werden genauso operiert wie Seminome, aber nicht bestrahlt, weil sie nicht strahlenempfindlich sind. „In den letzten 30 Jahren hat sich die Häufigkeit von Hodenkrebs mehr als verdoppelt“, weiß Pottek. Experten vermuten, dass das unter anderem an der verbesserten und früheren Diagnose liegt.

Risiko und Ursache

Risikofaktoren für Hodenkrebs gibt es viele. Ist ein Hoden nach Ende des ersten Lebensjahres noch nicht in den Hodensack gewandert (Hodenhochstand), sondern bleibt in Bauch- oder Leistengegend, haben Betroffene ein bis zu 20fach erhöhtes Risiko. Durch eine frühe operative Korrektur kann dieses Risiko zwar erkannt, aber nicht auf das der Normalbevölkerung gebracht werden.

Auch die Gene tun ein Übriges: Hat der Krebs einen Hoden befallen, ist der zweite Hoden stärker gefährdet. Und: „Ihr Risiko ist verzehnfacht, wenn Ihr Bruder an Hodenkrebs erkrankt ist“, sagt Urologe Dr. Pottek. Für eine Beteiligung der Erbanlagen spricht auch, dass Westeuropäer ein höheres Risiko als Afroamerikaner und Asiaten haben.

Auch eine Entzündung, Verletzung oder Unterentwicklung des Hodens erhöht die Gefahr für Hodenkrebs.

Zwar wurde in Studien eine Zeit lang vermutet, dass ein hohes Maß an körperlicher Belastung bei Jungen und jungen Männern das Hodenkrebsrisiko um 70 bis 85 Prozent erhöht, ein Beweis hierüber wurde aber nie erbracht.

 

Symptome und Untersuchung

Das Hauptsymptom bei Hodenkrebs ist die schmerzlose, harte, meist einseitige Schwellung des Hodens. Der derbe Knoten im Hodensack wird vom Patienten selbst oder der Partnerin entdeckt. Dieser Befund bei einem Mann um die Dreißig und eventuelle Risikofaktoren leiten den Arzt zum Verdacht. Er tastet die Hoden ab und untersucht sie mit Ultraschall. Außerdem lässt er im Blut Proteine bestimmen, die eine Aussage über das Vorliegen, einer Krebserkrankung erlauben, sogenannte Tumormarker. Beim Hodenkrebs sind das im Wesentlichen das AFP (alpha-Fetoprotein), beta-HCG (humanes Choriogonadotropin) und die LDH (Laktatdehydrogenase). Die endgültige Diagnose wird nach der mikroskopischen Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Hoden gestellt.

                   

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