Aktuell Penis & PotenzErektion Potenzprobleme – Ursache Kopf oder Körper?

Potenzprobleme – Ursache Kopf oder Körper?

von menscore
© Wisky - Fotolia.com
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Viele Männer würden lieber die Mündung eines Gewehrs auf sich gerichtet sehen, als mit Penis oder Potenz Probleme zu haben. „Keinen mehr hoch bekommen“ gehört zu den größten Sorgen des sogenannten starken Geschlechts.

Laut Studien halten es weit mehr als die Hälfte aller Männer für die größte Panne im Bett, im entscheidenden Moment nicht zu können. Viele von ihnen würden sich nur noch als halber Mann zu fühlen, sollten sie ihre Potenz verlieren. Tatsächlich sind nicht nur ältere Männer von Erektionsproblemen betroffen.

Insgesamt können in Deutschland Schätzungen zufolge fünf bis sieben Millionen Männer nicht so wie sie wollen. Und diese Zahl umfasst noch nicht einmal diejenigen, die nur gelegentlich mal eine Erektionsschwäche haben, sondern nur die schweren Fälle – also Männer, die mindestens drei Monate keine Erektion erreichen konnten. Dann erst sprechen Ärzte nämlich von erektiler Dysfunktion (ED).

Je jünger ein Mann ist, desto eher stecken aber seelische Gründe hinter dem Dauertief. Stress im Beruf, das Gefühl der Überforderung, Versagensängste, übertriebene Erwartungen an die eigene Männlichkeit und Beziehungsprobleme können den Männern nicht nur den Nachtschlaf rauben, sondern auch die Möglichkeit zum Beischlaf. Mit zunehmendem Alter gewinnen körperliche Ursachen an Bedeutung wie Arteriosklerose, Diabetes und Nierenkrankheiten. Rauchen und übermäßiger Genuss von Alkohol fordern ihren Tribut, aber auch die Einnahme bestimmter Herz-, Beruhigungs- und Blutdruckmittel können eine erektile Dysfunktion verursachen.

Komplexe Reaktionskette

Eine Erektion ist ein komplexer Vorgang, der zwischen den Ohren beginnt – nämlich im Gehirn, wo die sexuelle Erregung entsteht. Über Nervenreize wird die Ausschüttung von Stickoxid (NO) in den Schwellkörpern angeregt, welches ein Enzym aktiviert. Dieses katalysiert wiederum die Bildung des Botenstoffs cGMP, der die Muskulatur der blutzuführenden Arterien erschlaffen lässt. Sie weiten sich, so dass viel Blut in die Schwellkörper strömen kann. Wenn sie gefüllt sind, kommt es zur sogenannten Venensperre: Die prallen Schwellkörper drücken die Venen zusammen und verhindern so den Rückfluss des Blutes. Es wird also im Penis gestaut. Das genügt aber immer noch nicht, um eine Erektion zu erhalten. Dafür müssen auch die Zellen des Endothels funktionieren (das ist die innere Schicht der Arterienwand) und durch den starken Blutzustrom angeregt ebenfalls Stickoxid ausschütten. So bleibt die Gefäßmuskulatur schlaff und der Arteriendurchmesser weit, was den Blutzufluss aufrechterhält, was wiederum die Stickoxid-Produktion anregt und so weiter.

Dass auch eine perfekte Erektion irgendwann mal wieder schwindet, ist einem anderen Enzym zu verdanken, der Phosphodiesterase Typ 5 (PDE-5). Es baut cGMP ab, das ja nur bei sexueller Erregung gebildet wird. Überwiegt der Abbau die Nachlieferung, wird der Penis wieder schlaff. Hier setzen Viagra, Cialis und Levitra an, deren Wirkstoffe das Enzym PDE-5 hemmen und den Abbau des erektionsfördernden cGMP bremsen. So können sie bei körperlich bedingter Impotenz, etwa durch verengte Penisarterien, den geringeren Blutzufluss kompensieren. Selbst bei Patienten mit stark lädierten Schwellkörpern sollen PDE-5-Hemmer dauerhaft helfen können. Der Hamburger Urologe Professor Hartmut Porst berichtet von guten Erfolgen mit PDE-5-Hemmern, die nach einem ausgetüftelten Verordnungsplan eingenommen werden.

Speer mit weicher Spitze

Auch bei nicht komplett impotenten Männern ist die Unzufriedenheit mit der eigenen Erektion groß. Laut Umfragen sind rund 60 Prozent der 20- bis 49-Jährigen mit der Härte ihres erigierten Penis unzufrieden. Von der Lösung, die Pharmafirmen wohl am besten fänden – einfach Viagra schlucken – rät Urologe Dr. Tobias Pottek, Chefarzt der Urologie am Asklepios Westklinikum in Hamburg-Rissen, jedoch ab: „Vor jede Therapie gehört eine Diagnose. Eine fachärztliche Untersuchung durch einen Urologen kann auch andere Krankheiten als Ursache der Erektionsstörung entlarven“.

Ebenfalls neu im Rampenlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit ist das Phänomen der weichen Eichel. Ursache ist eine Verletzung der Arterie, die den unteren Schwellkörper mit Blut versorgt. Die Folge: Ein Speer mit weicher Spitze. „Inzwischen sehe ich das immer öfter, vor allem bei Radsportlern, die diese feine Arterie auf dem Sattel regelrecht abquetschen“, sagt Pottek. Eine operative Rettung ist nicht möglich, stattdessen wird versucht, mit Medikamenten zu erreichen, dass sich das für die Eichel-Erektion nötige Blut einen anderen Weg sucht.

Wenn der Kopf nicht kann

Und mit jeder weiteren Pleite schleift sich die Impotenz tiefer ein. In so einem Fall kann eine Pille genau das nötige Etwas an Zuversicht bringen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. Der Betroffene muss nur begreifen, dass er eigentlich auch ohne Hilfsmittel potent ist.

Wer vermutet, in diese Falle getappt zu sein, kann das auch ohne Medikamente testen. Dazu braucht man vor dem Schlafengehen nur einen Streifen Briefmarken um den Penis kleben. Ist der Streifen am Morgen gerissen, gab es in der Nacht sehr wahrscheinlich Erektionen, organisch wäre also alles in Ordnung.

Das ist sehr beruhigend, die zugrunde liegenden Probleme löst das Ergebnis aber nicht. Besonders wenn die seelischen Probleme komplexer sind, sollte man sie besser nicht versuchen zu verdrängen. Wer Hilfe von außen akzeptieren kann, hat gute Chancen, neben seinen psychischen Problemen auch die Erektionsstörungen langfristig loszuwerden.

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